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Stadtansichten
Über die Wahrzeichen wie den Kölner Dom erschließt Erik
Offermann seine Stadtansichten. Bekannte Perspektiven greift er ebenso in seinen Bildern auf wie intimere Blickwinkel. Auffällig ist das Fehlen von Menschen. Setzt der Künstler sie einmal in seinen Bildern ein,
markieren die nicht näher definierten Figuren vor allem die Größenverhältnisse zwischen ihnen und den mächtigen Bauwerken. Die Bilder von Offermann wirken bekannt und vertraut durch den fotografischen Blick, der
ihnen zugrunde liegt. Genauer gesagt, sind es zwei verschiedene Blickwinkel, die sich in seinen Stadtansichten wiederfinden.
Zum einen ist es der offizielle Blick, der uns als Touristen von einer Stadt in Erinnerung bleibt, uns in Prospekten zum Besuch
der Sehenswürdigkeiten einlädt und per Postkarte als Gruß an die Daheimgebliebenen versandt wird. Es ist der erste Blick auf eine Stadt, mit der man noch keine persönlichen Begebenheiten verknüpft und in deren
Atmosphäre man noch nicht richtig eingetaucht ist.
Zum anderen ist es die individuelle Sicht von Einwohnern und Besuchern, die eine Stadt auf eigenen Wegen erschließen. Der
Künstler zeigt, wie man noch auf der Anreise ohne Vorwarnung am Horizont plötzlich einen beeindruckenden Blick auf den Kölner Dom erhaschen und aus kleinen Gässchen der Altstadt das riesige Bauwerk vor sich sehen
kann. Die Perspektive ist personalisiert, ihr sind eigene Begebenheiten von Erik Offermann zugrunde gelegt, die der Betrachter sogleich aufnimmt und mit persönlichen Erlebnissen abgleicht. Diese intimere Sicht wird
erweitert durch eine Gruppe von Bildern, die nicht das ganze Bauwerk erfassen, sondern Detailansichten der Domplatte, der Portale und Gewandfiguren darstellen, so als hätte ein Kameraobjektiv das ganze Gebäude nicht
einfangen können. Sie vermitteln die Ansicht des Stadttouristen, der an seinem Besuchsziel, dem Wahrzeichen, angelangt ist und es sogleich wieder aus den Augen verliert, weil sein Blick angesichts der Größe nicht
das ganze Bauwerk erfassen kann.
Auf diese Weise nimmt Offermann die bekannten Bauwerke zum Anlass, die Wahrnehmung einer Stadt darzustellen. Als Grundlage dient
sein eigener Blickwinkel, der mit zunehmender Kenntnis der Stadt immer vertrauter wird. Mit dieser vergleicht sich unwillkürlich der Betrachter und überdenkt seine Sicht auf die Stadt Köln - ob als Einwohner oder
als Besucher. Dadurch wird das Fehlen von Figuren in seinen Stadtansichten aufgehoben, die der Künstler über ihren Blick immer einbezieht und in dem in all seinen Spielformen der Mensch steckt, der die Stadt formt,
ihr Leben einhaucht und ihre Wahrzeichen zu dem macht, was sie sind.
Pia Gamon
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